Großer Rückblick auf das Bahnjahr 2000

Januar

Neuer Bahnchef: Der dynamische Topmanager Hartmut Mehdorn, der in der Vergangenheit schwierigste Aufgaben meisterte, tritt den Chefposten mit dem Ziel an, das bundeseigene Unternehmen DB mit dem Pannen-Image aus der Krise zu führen und börsenfit zu machen. Mehdorn kämpft seitdem mit verschiedensten Maßnahmen gegen das schlechte Image der Bahn, für mehr Kundenzufriedenheit und einen fairen Wettbewerb mit den Konkurrenten Auto und Flugzeug.

Im Januar beschließen die Vorstandsvorsitzenden der DB und der französischen Bahngesellschaft SNCF die Entwicklung eines europaweit einsetzbaren Hochgeschwindigkeitszugs bis 2010. Erfahrungen sowohl mit dem ICE wie mit dem TGV sollen in das Projekt einfließen. Der neue Zug, der eine Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h erreichen soll, soll auf den meisten europäischen Strecken einsetzbar sein und eine einheitliche Stromversorgung haben. Einige Monate später reagieren die Herstellerunternehmen Siemens und Alstom auf den Vorstoß der beiden Bahngesellschaften und geben die Gründung eines entsprechenden Konsortiums bekannt.

Schwieriges erstes Jahr für DB-Chef Mehdorn

Die Bahn plant ein neues Preissystem und will damit Licht in den Tarifdschungel bringen. Anstatt Fahrpreise auf der Grundlage von Kilometern zu berechnen, soll es von Mitte 2001 an feste Tarife geben. Zudem sollen sich die Preise an der Nachfrage der Züge orientieren. In Spitzenverkehrszeiten soll es keine Vergünstigungen mehr geben, in wenig ausgelasteten Zügen dafür umso mehr. Auch wer weit im Voraus bucht, soll billiger Bahn fahren. Die DB erhofft  sich von dem neuen System eine bessere Steuerung der Auslastung von Zügen und Mehreinnahmen von 300 Mio. DM durch neue Kunden.

Februar

Positive Nachrichten vom Nahverkehr der DB: In den ersten vier Jahren nach der Regionalisierung konnten Leistung und Auslastung deutlich gesteigert werden. So erhöhte sich die Zahl der Fahrgäste um knapp 30 Prozent von 1,295 Mrd. 1993 auf rund 1,860 Mrd. 1999. Erstmals seit langem jagte im vergangenen Jahr die Schiene im Nahverkehr der Straße Marktanteile ab. Selbst diese positiven Nachrichten können aber nicht über das schlechte Betriebsergebnis von 1999 hinwegtrösten: Erstmals seit 1994 schloss die DB mit Schulden ab, und zwar mit einem Defizit von 170 Mio. DM. Schon im Februar weist Bahnchef Mehdorn daraufhin, dass die DB in wenigen Jahren verschuldet sei, wenn sich jetzt nichts ändere.

Schweres Zugunglück im Bahnhof Brühl: Trotz genauer Anweisungen beschleunigt ein Lokführer an einer Baustelle auf 122 km/h, das dreifache der erlaubten Geschwindigkeit. Der Nachtzug von Amsterdam nach Brüssel entgleist daraufhin am 6. Februar an einer Weiche. Die ersten Wagen rutschen eine Böschung hinab oder wickeln sich um die Stahlpfeiler des Bahnsteigdachs. Acht Menschen kommen bei dem Unglück ums Leben, über 150 werden zum Teil schwer verletzt.

Anfang Februar beschließen Vertreter von DB, Industrie und Bundesregierung das endgültige Aus der geplanten Transrapidstrecke Hamburg - Berlin, die wegen prognostizierter Mehrkosten von über drei Mrd. DM in die Diskussion geraten war. Vor allem dem neuen DB-Chef Hartmut Mehdorn war das wirtschaftliche Risiko für die DB als Betreiberin der Magnetbahn zu hoch. Jetzt werden Alternativstrecken geprüft. Die besten Chancen haben dabei die Verbindungen Dortmund-Düsseldorf und München Hbf.-Flughafen. Außerdem werden in China und in den USA Transrapidprojekte geplant.

März

Im März stellt die DB das neue Modell "Regent" vor, mit dem Attraktivität und Wirtschaftlichkeit des Nahverkehrs erhöht werden sollen. Die DB plant, rund 35 eigenständige Regionalbahnen zu gründen, die mit neuen Partnern wie Kommunen und mittelständischen Unternehmen auf Teilnetzen den Nahverkehr kostengünstig und kundennah organisieren und so mehr Verkehr und Fahrgäste auf die Schiene bringen könnten. Die Verantwortung für die Nebenstrecken soll künftig regional und nicht mehr in der DB-Zentrale in Frankfurt wahrgenommen werden. Das Modell ist außerdem ein erster Schritt, die starre Teilung des Bahnkonzerns in fünf eigenständige Töchter aufzuweichen und Netz und Betrieb wieder zusammenzuführen.

"Die Industrie ist offenbar nicht mehr in der Lage, funktionierende Züge auszuliefern", äußert ein hoher Bahnvertreter im März verärgert. Grund für diese Bemerkung: wegen eines fehlerhaften Sicherheitsventils war ein ICT in Berlin entgleist. Alle elf bis dahin ausgelieferten Züge müssen daraufhin in die Werkstätten zurück. Die Panne mit dem neuen ICT ist kein Einzelfall. Technische Probleme gab es zuvor bereits an ICE 1, ICE 2 und VT 611. Bei den ersten Exemplaren des ICE 3 verweigerte die DB wegen Verschiebungen am Fahrzeugkasten die Abnahme. Wegen Betriebsstörungen verzögert sich unterdessen der Einsatz der Diesel-Version des ICT erneut um ein halbes Jahr. Bahnchef Mehdorn kündigt angesichts der sich häufenden Pannen hohe Schadensersatzforderungen an die Bahnindustrie an.

April

In letzter Sekunde kann ein Eisenbahnerstreik abgewendet werden. Die finanziell angeschlagene DB wollte die Personalkosten um 3,6 Mrd. DM senken, was in etwa einem Verlust von 70000 Arbeitsplätzen entspräche. Nach Warnstreiks verzichtet der Bahnvorstand auf betriebsbedingte Kündigungen und pauschale Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich; das Beschäftigungsbündnis soll verlängert werden. Die Gewerkschaften verpflichten sich, nach Kräften mitzuhelfen, die jährlichen Betriebsergebnisse der Bahn um rund 8,4 Mio. DM zu verbessern.

Der Nahverkehr der Bahn will richtig gut werden. Das erklärt DB-Regio-Vorstand Ulrich Homburg im April. Ein Anfang sei bereits mit neuen Doppelstockwagen, Neigezügen und dem PumA gemacht. Über neun Mrd. DM will die DB Regio einem Geschäftsbericht zufolge bis 2004 investieren. Dann sollen nur noch neue oder erneuerte Fahrzeuge auf den Schienen unterwegs sein. Mit hohen Investitionen sollen außerdem die Nebenstrecken wieder flottgemacht werden, die durch eklatante Wartungsmängel von der Stilllegung bedroht sind.

Mai

Mit dem ICE 3 hat die DB Ende Mai den modernsten Zug Deutschlands, der bis zu 330 km/h schnell ist, offiziell in Betrieb genommen. Die DB hat 50 Exemplare bestellt, die Niederländischen Staatsbahnen übernehmen vier dieser je etwa 35 Mio. DM teuren Züge. 13 Fahrzeuge sind mehrsystemfähig, können also unter unterschiedlichen Stromsystemen ohne Anhalten fahren. Die Antriebskomponenten des neuen ICE, der in 49 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt, sind unter dem gesamten Fahrzeug verteilt und treiben die Hälfte der Achsen direkt an. Das bringt mehr Beschleunigung, lässt den Zug höhere Steigungen bewältigen und schafft außerdem Platz für zusätzliche Sitze, unter anderem direkt hinter dem Lokführer, nur durch eine Glaswand abgetrennt.

Die DB will ihren Fernverkehr vom Jahr 2003 an neu gestalten. Die ICE-Verbindungen sollen verbessert werden, in den übrigen Regionen sollen die Fernzüge nicht mehr so häufig fahren wie bisher. In einem Kernnetz sollen die Ballungsräume im Stundentakt miteinander verbunden werden. Ziel der DB ist es, sich auf Strecken mit vielen Fahrgästen zu konzentrieren und durch einen effizienteren Betriebsablauf die Kosten zu senken. "Wir werden in Zukunft im Fernverkehr nur noch da fahren, wo es wirtschaftlich ist", so Bahnchef Mehdorn. Besonders betroffen ist der InterRegio-Verkehr. Hier soll jeder vierte bis fünfte Zug gestrichen werden. Nur rentable InterRegio-Linien sollen weiter betrieben werden. Die wegfallenden Fernzüge sollen künftig von Regionalzügen ersetzt werden, deren Kosten von den Ländern getragen werden müssten.

DB-Chef Hartmut Mehdorn will die ins Schlingern geratene DB wieder auf Erfolgskurs bringen. Gemeinsam mit Umweltverbänden und Gewerkschaften fordert er im Mai zum wiederholten Mal mehr Geld für die Bahn. Außerdem sollten die zahlreichen Wettbewerbsnachteile für die Bahn abgebaut werden. So muss die Bahn, anders als Binnenschiffe und Flugzeuge, Mineralöl- und Ökosteuer zahlen. Im Gegensatz zu Straßenbenutzern muss sie ihr Streckennetz selber instandhalten. Insgesamt ist die DB nach den Worten von Hartmut Mehdorn pro Jahr um ein bis zwei Mrd. DM schlechter gestellt als andere europäische Bahnen oder konkurrierende Verkehrsträger.

Juni

In einem unternehmensinternen Schreiben warnen Experten im Juni vor dem Zusammenbruch des Fahrplans und einem "netzweiten Einbruch der Pünktlichkeit". Da die DB Netz AG enorme finanzielle Probleme hat, wurden in der Vergangenheit viele Reparaturen verzögert und Streckenabschnitte deshalb zu Langsamfahrstellen. DB-Chef Mehdorn kündigt an, alle Anstrengungen zu unternehmen, um einen Zusammenbruch des Fahrplans zu verhindern. Der Bahnvorstand beschließt, kurzfristig innerhalb des Bahnkonzerns Geld zu Gunsten des Unternehmensbereichs Netz umzuschichten und damit die kritischen Gleisabschnitte schnell zu sanieren.

Am 1. Juni wird die Expo eröffnet. Als Official Carrier will die DB ihre Leistungsfähigkeit bei Großveranstaltungen unter Beweis stellen. Zusätzlich zu den regulären Zügen setzt sie täglich rund 60 Zusatzzüge als Expo-Zug und Expo-Express zum Expo-Bahnhof Hannover-Messe/Laatzen ein, darunter zum ersten Mal auch die neuen ICE 3. Enttäuschend für die Bahn ist allerdings die anfangs niedrige Auslastung der Züge aufgrund der Besucher-Flaute bei der Expo. Die DB ist außerdem mit verschiedenen Attraktionen auf der Weltausstellung vertreten. So präsentiert sie beispielsweise die größte Streckenanzeige der Welt, auf der innerhalb von 24 Minuten ein Großteil der täglich 40000 Zugfahrten in Deutschland nachgestellt wird.

Juli

Mit der Einführung eines "Mister Bahnhof" auf 81 Großstationen soll die Attraktivität der Bahnhöfe gesteigert werden. Der "Mister Bahnhof" wird das Management der Station leiten und ist Ansprechpartner für die Kunden. Beispielsweise soll er dafür sorgen, dass bei zu langen Kundenschlangen ein weiterer Schalter geöffnet wird oder verschmutzte Toiletten gereinigt werden. Außerdem will der Bahnchef trotz Finanzknappheit den Sanierungskurs bei den Bahnhöfen fortsetzen. 50 Stationen werden zur Zeit modernisiert, 30 weitere in den nächsten Jahren. Ziel der DB ist es, dass die Bahnhöfe wieder zu Visitenkarten werden und nicht nur Menschen anziehen, die verreisen wollen.

Brückenschlag: Seit dem 1. Juli haben Reisende von Dänemark nach Schweden jederzeit festen Boden unter den Füßen. Die "Öresundsbron", eine ca. vier Mrd. DM teure Schienen- und Straßenverbindung, besteht aus einer acht Kilometer langen doppelstöckigen Hochbrücke, aus einer künstlichen, vier Kilometer langen Insel und einem dreieinhalb Kilometer langen Tunnel. Die Bahnfahrt zwischen Kopenhagen und Malmö dauert mit 180 km/h nur 35 Minuten.

August

Mit einer "Geschäftsprozessoptimierungsordnung", wie sie zur Zeit im Regionalverkehr in Nordbayern getestet wird, soll der Nahverkehr weiter verbessert und damit eine größere Kundenzufriedenheit hergestellt werden. So soll zum Beispiel neues rollendes Material erst ausführlichen Praxistests unterzogen werden, bevor es im planmäßigen Verkehr eingesetzt wird. In der Vergangenheit hatten technische Probleme bei Neufahrzeugen oft zu Verärgerung bei den Fahrgästen geführt. Außerdem sollen Zugführer und Schaffner zu Kundenbetreuern umgeschult werden. Am Ende sollen alle Bahnangestellten im Zug Hand in Hand auf die Kunden ausgerichtet sein so wie heute im Flugzeug Piloten und Stewardessen. Bei den Betriebsabläufen sollen "Abteilungsscheuklappen", z.B. Kommunikationsschwierigkeiten zwischen bestehenden Werken und dem eigentlichen rollenden Verkehr, beseitigt werden.

Die DB nimmt wieder Fahrt auf: Wie die Halbjahresbilanz zeigt, lag der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2000 mit 13,9 Mrd. DM um 5,1 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Während die Steigerung im Nahverkehr eher mäßig ausfiel (1,5 %), sind für das gute Gesamtergebnis besonders Fern- (8,5 Prozent) und Güterverkehr (8,2 Prozent) verantwortlich. Auch die Beförderungsleistung erhöhte sich, und zwar um 6 Prozent auf rund 75 Mrd. Tonnen. Die Zahlen wiesen wieder in die richtige Richtung, kommentierte Bahnchef Mehdorn die Halbjahresbilanz.

September

Aufregung im September: eine Kommission hatte dem Bundesverkehrsministerium vorgeschlagen, das Schienennetz aus dem Bahn-Konzern herauszulösen. Die DB versucht, die Analyse zu widerlegen. Nur der Verbund von Netz und Betrieb könne die zweifellos notwendigen Verbesserungen, bewirken, so die DB. Um eine optimale Abstimmung und damit einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, müssten Rad und Schiene ein Gesamtsystem bleiben. "Nur das rollende Material und der Fahrweg zusammen bestimmen Produktivität, Qualität und Komfort des Bahnangebotes", so Netz-Chef Roland Heinisch: Dazu zählten Pünktlichkeit und Anschlusssicherheit. Weder volks- noch betriebswirtschaftlich sei das Papier sinnvoll.

Die DB hat einen Bericht der "Financial Times Deutschland" zurückgewiesen, wonach DB Cargo vor dem wirtschaftlichen Ruin steht. Die in einem internen Papier aufgelisteten Gefahren, auf die sich das Blatt beruft, seien keineswegs existenzbedrohend, sagte der Vorsitzende von DB Cargo, Bernd Malmström. Es sei aber richtig, dass DB Cargo mit der Qualität in Bezug auf Pünktlichkeit noch nicht zufrieden sei. Die DB werde sich auf die wirtschaftlich tragfähigen Verkehre fokussieren.

Oktober

Im Oktober gibt die DB bekannt, dass sie zum 1. Januar 2001 ihr Trassenpreissystem ändern will. Zwei Monate später wird die Einführung des neuen Systems auf April 2001 verschoben. Bisher galt in Abstimmung mit dem Bundeskartellamt ein zweistufiges Verfahren. Dabei erhielt die DB günstigere Bedingungen, wobei zum Beispiel berücksichtigt wurde, dass das Unternehmen als mit Abstand größter Betreiber fast die gesamten Trassenerlöse aufbringt und damit einen Großteil des Schienennetzes aus eigener Kraft finanziert. Demnächst gilt nun ein einstufiges Preissystem, bei dem alle Bewerber die gleichen Bedingungen erhalten, unabhängig davon, wie viel sie das Netz nutzen.

Die DB will angesichts der steigenden Benzinpreise mehr Kunden gewinnen und verzichtet daher auf bereits angekündigte Preisanhebungen im Nah-, Fern- und Güterverkehr. Da viele Verkehrsverbünde allerdings nicht mitziehen und ihre Tarife anheben, verpufft die Nullrunde im Nahverkehr auf den meisten Strecken. Die Bahn plant außerdem einen neuen Gruppentarif, bei dem Reisegruppen ab sechs Personen bei frühzeitiger Buchung künftig bis 75 Prozent sparen können.

Nach Angaben einer großen Sonntagszeitung will die DB ihre 1. Klasse-Fahrgäste in IC/EC-Zügen bald so komfortabel wie im Flugzeug bedienen: Getränke und Menüs würden von Stewardessen am Sitzplatz serviert, und der Service sei im Fahrpreis enthalten. Fahrgästen der 2. Klasse sollen in Bistro-Bereichen Snacks gegen Bezahlung angeboten werden. Die Stilllegung der 100 Speisewagen in IC/EC-Zügen erfolge im Sommer 2001, so die Zeitung. Die Wagen seien zu alt und reparaturanfällig. Die DB pumpe jährlich 300 Mio. DM in den defizitären Speisewagenbetrieb.

November

Bei einem schweren Brand der Kitzsteinhorn-Gletscherbahn kamen am 12. November über 150 Menschen ums Leben. In einem bergwärtsfahrenden Zug war im unteren Führerstand ein Schwelbrand ausgebrochen, der sich rasend schnell ausbreitete. Das Fahrzeug wurde daraufhin automatisch abgebremst und blieb brennend in einem Stollen rund 600 Meter nach der Einfahrt stecken. Nur wenige der Passagiere konnten sich aus dem Zug retten und talwärts aus dem Tunnel flüchten. Erst am Nachmittag gelang es den Helfern, den Brand zu löschen. Die Kitzsteinhorn-Gletscherbahn wurde 1974 in Betrieb genommen und galt bis zu der Katastrophe als sehr sicher.

Kleiner Fahrplanwechsel: Nach dem Ende der Weltausstellung Expo fallen zahlreiche Zusatzverbindungen weg. Damit stehen viele neue ICE 3 und ICT für den planmäßigen Linienverkehr zur Verfügung. Wichtigste Änderung ist die Aufwertung der Verbindung Köln-Amsterdam zur ICE-Linie. Hier kommen die neuen mehrsystemfähigen ICE 3 zum Einsatz. Zukünftig wird es nur noch einen Fahrplanwechsel pro Jahr gleichzeitig für alle europäischen Bahnen geben, und zwar im Dezember.

Nach einer Serie von Pannen mit ICE-Zügen hat Bahnchef Mehdorn Konsequenzen angekündigt. Die Bahn plant unter anderem, ihr Wartungssystem mit Hilfe der Lufthansa so zu verbessern, dass der ICE in Zukunft ohne Störungen durch die Lande braust. Das Vier-Augen-Prinzip, das bis jetzt nur bei sicherheitsrelevanten Teilen zum Einsatz kommt, soll auch auf andere wichtige Bauteile der Züge ausgeweitet werden.

Dezember

Finanzdesaster bei der DB: Nach einer von der Unternehmensberatung McKinsey durchgeführten Bestandsaufnahme wird bis 2004 mit aufgelaufenen Verlusten von vier bis fünf Mrd. DM gerechnet. Als Ursachen werden Fehler früherer Bahn-Manager, Kostenüberschreitungen bei Großprojekten wie den ICE-Neubaustrecken und eine finanzielle Vernachlässigung seitens der Politik genannt. Mit der Digitalisierung der Leittechnik, dem Abbau überflüssiger Instandhaltungs-Kapazitäten, der Verschlankung der Verwaltung und dem Verkauf von "nicht bahnnotwendigen Tätigkeiten" soll der derzeitige Personalbestand um rund 50000 Mitarbeiter gesenkt werden. Im Jahr 2005 will Bahnchef Mehdorn dann ein langfristig solides Ergebnis ausweisen.

In Nordhessen wird der Startschuss für die sogenannte Mittelstandsoffensive der DB gegeben. Die Kurhessenbahn mit einem Streckennetz von 245 Kilometern wird aus dem DB-Konzern ausgegliedert und zu einer eigenständigen Regionalgesellschaft. Von diesen neuen Unternehmen erhofft man sich mehr Flexibilität ohne große Bürokratie. Ausgliederungen von Nebenstrecken soll es nach Plänen der DB in allen Bundesländern geben. Vom Bayerwald über das Münsterland bis zum Nordostsee-Netz sind Projekte vorgesehen. Auch Güterverkehrsstrecken sollen folgen.

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